Die rückhaltlose Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ist zentral für unsere Demokratie

07.05.2010

»Vom diesjährigen Tag der Befreiung sollte ein entschiedenes Zeichen des Widerstandes gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen und das unterschiedslose Gedenken, das Opfer und Täter gleich behandelt, ausgehen«, fordert Jan Korte (MdB), Mitglied des Parteivorstandes anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom NS-Faschismus. Er erklärt:

Der Tag der Befreiung ist von jeher für DIE LINKE ein Tag des ehrenden Gedenkens an die Opfer rassistischer, antisemitischer und politischer Verfolgung und an den antifaschistischen Widerstand. Am 8. Mai 1945 endete mit dem militärischen Sieg der Alliierten über die faschistische deutsche Wehrmacht auch die industrielle Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. In diesen größten Massenmord aller Zeiten waren viele, sehr viele verwickelt und noch mehr wussten, was geschieht. In der Bundesrepublik dauerte es 40 Jahre, bis mit der eindrucksvollen Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker vor dem Deutschen Bundestag erstmals staatlicherseits nicht mehr von Kapitulation und Niederlage, sondern von einem »Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft« gesprochen wurde. Erstmals würdigte darin ein deutsches Staatsoberhaupt den Beitrag von Kommunistinnen und Kommunisten im Widerstand der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus. Das jahrzehntelange Verschweigen dieses Beitrags zum Widerstand und die vorherrschende Perspektive der Niederlage verhinderte die Einsicht, dass erst der gemeinsame Kampf der Antihitlerkoalition die größte globale Bedrohung von Liberalität, Humanität und Demokratie beendete. Erst durch immer neue Debatten und gesellschaftliche Auseinandersetzungen, wie z.B. um die Wehrmachtsausstellung oder die Kämpfe zur Rehabilitierung von Deserteuren und sogenannten Kriegsverrätern, wurde eine Veränderung im Geschichtsbild der Deutschen erreicht. Wir brauchen 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges endlich eine offene kritische Auseinandersetzung über den Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik Deutschland. Weiße Flecken in der Geschichtsschreibung müssen getilgt, geschlossene Archive und geheim gehaltene Akten umgehend geöffnet werden.
Den immer neuen Versuchen einer erinnerungspolitischen Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR-Vergangenheit muss entgegen getreten werden.

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